Eins, zwei, drei – Baukunstarchiv.“ – Unter diesem Motto ist heute (4. November 2018) das neue „Baukunstarchiv NRW“ am Ostwall 7 in Dortmund an den Start gegangen. Einen Tag lang haben die Gesellschafter der Baukunstarchiv NRWgGmbH, der Kooperationspartner TU Dortmund und die Stadt Dortmund das neue Haus der Baukultur der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt und dabei „Ausgesuchte Werke aus der Sammlung“ präsentieren – so der Untertitel der Eröffnungsausstellung. Zu den Architekten, deren Werk dabei in Teilen vorgestellt wird, gehören prominente nordrhein-westfälische Baumeister wie Josef Franke, Josef Paul Kleihues, Werner Ruhnau, Harald Deilmann und der Ingenieur Stefan Polónyi.
Das Baukunstarchiv NRW wird Nachlässe einflussreicher und regional bedeutsamer Architektinnen und Architekten sowie Ingenieurinnen und Ingenieure sammeln und für die wissenschaftliche Bearbeitung zugänglich machen. Gesellschafter sind die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, die Stiftung Deutscher Architekten, die Ingenieurkammer-Bau NRW und der Förderverein für das Baukunstarchiv NRW. Sie werden das Baukunstarchiv betreiben. Geschäftsführer des Baukunstarchivs NRW ist Stadtplaner Markus Lehrmann, der zugleich auch Hauptgeschäftsführer der Architektenkammer NRW ist. Das Gebäude stellt die Stadt Dortmund mietfrei für diesen Zweck zur Verfügung. Die TU Dortmund bringt die Bestände des Archivs für Architektur und Ingenieurbaukunst NRW (A:AI) als Grundstock in das Baukunstarchiv NRW ein und übernimmt die wissenschaftliche Leitung. Wissenschaftlicher Leiter ist Prof. Dr. Wolfgang Sonne. Durch diese partnerschaftliche Konzeption soll in Dortmund im ehemaligen „Museum am Ostwall“ nach dem Willen der Gesellschafter und der Stadt auch ein neues Zentrum der Architekturkommunikation und der Baukultur entstehen.
Der Vorsitzende der Gesellschafterversammlung und Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, Ernst Uhing, unterstrich anlässlich der bevorstehenden Eröffnung die Dringlichkeit dieses Anliegens: „Nordrhein-Westfalen benötigt schon seit langem ein Baukunstarchiv, um die Nachlässe bedeutender Architekten und Ingenieure aus unserem Bundesland für die wissenschaftliche Forschung und für den Architekturdiskurs zu sichern.“ Angesichts der Tatsache, dass es aktuell gelte, die Werke der Nachkriegsgeneration zu sichern, sei die Eröffnung des Baukunstarchivs NRW nicht nur ein langgehegter Wunsch der Baukulturfreunde im Lande, sondern ein Gewinn für das Land Nordrhein-Westfalen insgesamt.
Die im Januar 2017 begonnenen Arbeiten zur Revitalisierung und Modernisierung des geschichtsträchtigen Gebäudes am Ostwall 7 konnten im Frühjahr 2018 plangemäß abgeschlossen werden. Bauherr war die Stadt Dortmund. Nach Entwürfen des Büros Spital-Frenking + Schwarz Architekten (Lüdinghausen/Dortmund) konnten alte Qualitäten des ursprünglich 1872 bis 75 nach Plänen des Berliner Architekten Gustav Knoblauch errichtete Landesoberbergamts freigelegt werden und baugeschichtliche Erweiterungen nach dem Teilwiederaufbau als „Museum am Ostwall“ 1947 für die Zukunft gesichert werden. Das beeindruckende Glasdach des Lichthofs wurde instandgesetzt, historische Bauteile und Bodenbeläge saniert, das Gebäude energetisch ertüchtigt und die Haustechnik erneuert.
Die notwenige Investitionssumme für die Ertüchtigung des Gebäudes betrug 3,5 Millionen Euro. Das Land NRW unterstützte diese Maßnahme zu 80 Prozent mit Mitteln der Städtebauförderung, 10 Prozent trug die Stadt Dortmund, 10 Prozent der Förderverein für das Baukunstarchiv NRW.
Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau verweist auf die lange Tradition des Gebäudes Ostwall 7 und auf seine besondere Bedeutung für die Stadt. Historisch sei das frühere Oberbergamt die Genehmigungsbehörde für den gesamten Bergbau und das Hüttenwesen im Ruhrgebiet und in Norddeutschland gewesen. Später sei das Gebäude dann als Ort der modernen Kunst überregional wahrgenommen worden. „Mit Blick auf diese herausragende historische Bedeutung“, so Oberbürgermeister Sierau, „wurde die Idee geboren, diesen Ort auch künftig entsprechend öffentlich zu nutzen.“ In diesem Zusammenhang dankt Sierau den 8000 Bürgerinnen und Bürgern, die sich „mit ihrem Engagement trotz widriger Umstände für den Erhalt des Gebäudes und die Nutzung als Baukunstarchiv eingesetzt haben“.
Es ist beabsichtigt, im Baukunstarchiv NRW einen speziellen fachlichen Informationsort für die Route der Industriekultur zu entwickeln, und zwar mit einer Schwerpunktsetzung zur Architektur- und Ingenieurbaukunst im Ruhrgebiet. Ullrich Sierau: „Die Industriekultur geht im Baukunstarchiv NRW eine Allianz mit der Baukultur ein. Eine Allianz, die somit im Herzen Westfalens eine Heimat findet.“
Die zentrale Rolle der Technischen Universität Dortmund für die Arbeit des neuen Baukunstarchivs NRW gewährleistet, dass Baukulturforschung aus Nordrhein-Westfalen Maßstäbe setzen wird. Die TU Dortmund bringt als Gründungsstock ihr Archiv für Architektur und Ingenieurbaukunst NRW (A:AI) mit Nachlässen von rund 80 Persönlichkeiten in das Baukunstarchiv NRW ein. Mit der Stellung der wissenschaftlichen Leitung des neuen Hauses wird das Engagement der TU Dortmund sichtbar, betont die TU-Rektorin, Prof. Dr. Ursula Gather. Zur kulturellen Rolle der neuen Institution meint der wissenschaftliche Leiter, Prof. Dr. Wolfgang Sonne: „Nicht nur die Bauten, auch die Medien wie Pläne, Zeichnungen, Fotografien und Modelle, mit denen sie geschaffen und verbreitet werden, sind Baukunst. Dieses Kulturgut wollen wir sammeln, erforschen und der Öffentlichkeit präsentieren.“
Im Namen der Gesellschafter dankt der Präsident der Architektenkammer NRW und Vorsitzende der Stiftung Deutscher Architekten, Ernst Uhing, der Stadt Dortmund, der Technischen Universität Dortmund und den Mitgliedern des „Fördervereins für das Baukunstarchiv NRW“ für die gemeinsame Arbeit in den letzten Jahren zur Realisierung „dieses lang gehegten Wunsches und dieser mutigen Vision für unser Land“. Der Förderverein verankert das Baukunstarchiv NRW an seinem Standort Dortmund. Sein Engagement führte auch zu zahlreichen Sachspenden aus der regionalen Wirtschaft; so wurden Teile der Gewerke von örtlichen Firmen kostenfrei übernommen und Sachspenden wie Sanitärausstattung, Fliesen und Ausstattungsgegenstände beigesteuert. „Viele der unterstützenden Unternehmen sind in Dortmund bzw. NRW ansässig“, erläuterte Klaus Fehlemann, Sprecher des Fördervereins für das Baukunstarchiv NRW. Auch dies belege das starke inhaltliche Interesse, auf welches das künftige Baukunstarchiv NRW in der Region treffe.