Foto (Ausschnitt): Detlef Podehl
IMPULSE – Baukunst der Industriekultur
Die für das Ruhrgebiet spezifischen industriellen Großbauten setzten Impulse für die gesamte Architektur in der Region. Über den reinen Industriebau hinausgehend, entstand so seit der Mitte des 19. Jahrhunderts im Kohlenrevier eine spezifische Baukultur, die ohne die allgegenwärtige Industrie nicht denkbar wäre, aber dennoch über deren unmittelbare Bedürfnisse hinausging. In einer engen Zusammenarbeit des Regionalverbands Ruhr als Träger der Route Industriekultur und des Baukunstarchivs NRW entstand eine Ausstellung, die diesen vielfältigen Beziehungen zwischen Industriekultur und Baukunst anhand von 24 Bauaufgaben nachgeht. Die Kategorien Wohnen, Verkehr, Industrie, Wasser und Stadt geben den Rahmen für die Darstellung der einzelnen Projekte. Das Spektrum der Typologien reicht vom Siedlungshaus zum Hochofen, vom Kanal zum Rathaus.
Jeder Bau ist durch eine Fotografie des bekannten Düsseldorfer Fotografen Matthias Koch und ein Modell der Modellbauwerkstatt der TU Dortmund sowie Texttafeln und historisches Referenzmaterial dargestellt. Die Fotografien zeigen den heutigen Zustand der Gebäude in ihrem baulichen Kontext. Matthias Kochs Architekturfotografie nimmt das bauliche Objekt immer ernst, geht aber in ihrer atmosphärischen Dichte über die reine Dokumentation weit hinaus. Die Modelle fokussieren auf die unterschiedlichsten Aspekte dieser Gebäude im Ursprungszustand, gehen im Maßstab vom Städtebau bis ins architektonische Detail und sind in ihrer Gesamtheit auch eine Ausstellung der vielfältigen Möglichkeiten des Mediums Modell.
Das größte Modell ist das des Oberhausener Gasometers, das wie ein Tortenstück angeschnitten ist, um das Innere zu zeigen. Das rein technische Bauwerk wurde schon bei der Errichtung auch als ästhetisches Objekt wahrgenommen und dient heute als Ausstellungsgebäude. Weitere Beispiele des engen Austausches zwischen Baukunst und Industriekultur sind die Arbeitersiedlungen, etwa die Werksiedlung Eisenheim in Oberhausen oder die Kirchenbauten für die Arbeiter aus Osteuropa wie die Heilig-Kreuz-Kirche in Gelsenkirchen. Ganz zentral ist die Infrastruktur, beispielsweise der Dortmund-Ems-Kanal und der Ruhrschnellweg, die die Region überhaupt erst zusammenwachsen ließ und umso mehr eine spezifische regionale Ausprägung erhielt. Als Teil der Industriekultur nicht zu übergehen sind die Themen Bier und Fußball, die durch die Dortmunder Union-Brauerei und das Stadion in Gladbeck repräsentiert werden.
Ergänzt wird die Präsentation der 24 Bauten durch Abreißzettel mit weiteren Informationen zur Architektur der Region, die auch zu Besuchen anderer Objekte auf der Route der Industriekultur anregen. Für Kinder gibt es ein Erkundungsprogramm mit Bilderrätsel und Belohnung zum Mitnehmen.
Ende Januar 2021 wurde die Dauerausstellung im Baukunstarchiv NRW fertiggestellt. Ein Kurzfilm führt Sie durch den oberen Umgang des Baukunstarchivs NRW und beleuchtet die Ausstellungsproduktion. Damit erhalten Sie einen ersten Eindruck der Ausstellung. Die 24 Schaukästen werden vor Ihren Augen befüllt.
Hier der Film: Der Blick hinter die Kulissen!
Zur Ausstellung erscheint eine Mappe mit den 24 Fotografien von Matthias Koch.
Ausstellungsarchitektur: mik ARCHITEKTUR
Druck: Klenke GmbH
Fotografie der Bauten: Matthias Koch
Grafik: BÜREAU – Raum für Gestaltung
Konzept: Baukunstarchiv NRW (Ruth Hanisch, Wolfgang Sonne), RVR/Referat Industriekultur (Timo Hauge, Ulrich Heckmann, Martina Mehrwald-Balzer, Guido Pass) Lektorat: Logophil
Malerarbeiten: Jörg Ingenbleek
Modellbau: Modellbauwerkstatt der TU Dortmund (Dirk von Kölln, Luisa Katharina Marschner, Ronja Braun, Felix Florian, Marie Grosse-Holz, Fabian Hauswald, Tobias Hugendick, Wiebke Vollmer)