Im Rahmen des Begleitprogramms der Ausstellung widmete sich das Forum Stadtbaukultur am 24. Juni der Rezeption des Bauhauses im Westen. Zugleich warf die Veranstaltung aber auch einen Blick nach Weimar, wo im April das neue Bauhaus-Museum eröffnete.
Dass hinter dem Begriff Bauhaus mehr steckt als die weißen Kuben, auf die der Stil oft reduziert wird, konnte Dr. Holger Mertens, Landeskonservator für Westfalen-Lippe, darstellen. Er gab einen Überblick über die gestalterische Vielfalt des Neuen Bauens in Westfalen und stellte auch neu entdeckte Objekte vor. Rund 150 Bauten sind auf der Internet-Plattform neues-bauen-im-westen.de zu entdecken, die die Architektenkammer NRW mit den Landschaftsverbänden und weiteren Partnern im Rahmen des Verbundprojektes „Bauhaus 100 im Westen“ entwickelt hat.
Als eine der größten Wiederentdeckungen gilt das Landhaus Ilse in Burbach (Siegerland), dessen Bauhaus-Bezug auf den ersten Blick nicht offensichtlich ist. Doch handelt es sich um eine Kopie des Hauses am Horn, das 1923 als Musterhaus am Bauhaus entstand. Mit dem Ziel, gute Architektur durch Reproduktion und serielle Fertigung für jeden erschwinglich zu machen, wurde das Planmaterial verkauft. Das Landhaus Ilse gilt als einzige nachweisbare Umsetzung dieses Musters.
Heute stellen viele der Bauten der 1920er Jahre ihre Eigentümer, aber auch die Denkmalpflege, vor große Herausforderungen, wenn es um angemessene Sanierung und Modernisierung geht. Als gelungenes Beispiel präsentierte Mertens den Schlieperblock in Iserlohn, der sich durch gelungene Revitalisierungsmaßnahmen wieder zu einem beliebten Wohnquartier entwickelt hat und heute als „Bauhaus-Siedlung“ beworben wird.
Andere moderne Bauten in Westfalen sind durch spätere Neugestaltungen teils bis zur Unkenntlichkeit verändert, wie das Friedrich-Ebert-Haus in Bielefeld (Gustav Vogt, 1931). Dessen ursprüngliche Form verschwand in den 1960er/70er Jahren unter einer Fassadenverkleidung und kam erst durch die kürzlich erfolgte Sanierung wieder ans Licht.
Ganz anderen Aufgaben im Umgang mit dem Erbe des Bauhauses musste sich Prof. Heike Hanada beim Entwurf und der Realisierung des neuen Bauhaus Museums in Weimar annehmen. Der Planung vorausgegangen war eine intensive Auseinandersetzung mit der Geschichte des Ortes, der nicht nur vom Mythos Bauhaus geprägt ist, sondern auch von städtebaulichen Projekten der NS-Zeit und der DDR.
In Materialität und Kubatur orientierte sich Hanada an der Klarheit und Funktionalität des Bauhauses. Mit dem großes Eingangsportal griff sie jedoch auf die historische Ikonografie von öffentlichen Kulturbauten zurück und setzte der vorhandenen Bebauung ein monumentales Zeichen entgegen – ein architektonisches Mittel, das auch im Rahmen der Tagung „monumental_ public buildings at the beginning of the 21st century“ am 14. Juni 2019 im Baukunstarchiv diskutiert wurde.
Nach ihrer Station in Dortmund ist die Ausstellung „Neues Bauen im Westen“ im Juli in Münster, im September in Köln und im Oktober in Bielefeld zu sehen. Anfang 2020 wandert sie weiter nach Aachen.