Ob Theater, Förderturm oder Energiespeicher: „Die Schönheit einer Stadt kann auch dann entstehen, wenn wir wissen, was wir sehen, und die Geschichte kennenlernen“, sagte Markus Lehrmann, Geschäftsführer des Baukunstarchives NRW, im Rahmen der Vernissage der neuen Dauerausstellung „IMPULSE – Baukunst der Industriekultur“, die am Abend des 23. Septembers im Gartensaal des Baukunstarchives NRW in Dortmund eröffnet wurde. Bezug nahm der Hauptgeschäftsführer der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen dabei auf die Bauwerke der Industriekultur im Ruhrgebiet, die im Mittelpunkt der Dauerausstellung stehen. Zeitgleich wies Markus Lehrmann alle geladenen Gäste auf die besondere Historie des Baukunstarchives NRW hin – und formte damit die Brücke zu einem weiteren Thema, das einen Teil der Ausstellung darstellt.

Die Industrieroute 6 des Regionalverbands Ruhr befasst sich ausführlich mit der facettenreichen Entwicklung des Gebäudes des Baukunstarchivs NRW am Ostwall 7. Titel der Route: „Dortmund: Dreiklang – Kohle, Stahl, Bier.“ In der Tat sei „auch Bier ein wichtiger Bestandteil der Geschichte des Ruhrgebiets“, erklärte Karola Geiß-Netthöfel, Regionaldirektorin des Regionalverbands Ruhr (RVR), in diesem Zusammenhang augenzwinkernd. Der RVR ist Träger der Route Industriekultur und war wesentlich am Konzept der Ausstellung IMPULSE beteiligt. „Unser Engagement an dieser Ausstellung ist selbstverständlich. Die Route Industriekultur erzählt die Vergangenheit, die Gegenwart, aber auch die Zukunft der Bauwerke im Ruhrgebiet. Der RVR möchte sich außerdem stärker mit der Architektur im Ruhrgebiet befassen – und wo wären wir da besser aufgehoben als hier, im Baukunstarchiv NRW“, unterstrich Karola Geiß-Netthöfel.

Die Ausstellung „IMPULSE – Baukunst der Industriekultur“, konzipiert als Rundgang in der ersten Etage des Baukunstarchives NRW, präsentiert 24 Bauten der Industriekultur im Ruhrgebiet in fünf Kategorien. Diese formen sich aus den städtebaulichen Dimensionen Wohnen, Verkehr, Industrie, Wasser und Stadt. Schaukästen bieten Raum für Schnittmodelle der ausgewählten Bauwerke, die den gegenwärtigen Zustand der Bauten darstellen. Die Kästen wurden durch die Art-Direktorinnen Daniela Costa und Lisa Müller des Grafik- und Gestaltungsbüros „Büreau“ konzipiert und gestaltet. „Die Modelle brauchten Raum zur Entfaltung und sollten dennoch unmittelbar im Zusammenhang mit den weiteren Referenzen des zugehörigen Bauwerkes stehen“, berichteten Costa und Müller am Abend der Ausstellungseröffnung.

Die 24. Modelle, die von Studierenden und Lehrenden der Modellbauwerkstatt der TU Dortmund gebaut wurden, werden von Texttafeln, historischen Referenzmaterialien sowie Fotografien aus den Jahren 2019/20 des Fotografen Matthias Koch ergänzt. „Die Werke haben mir regelrecht erzählt, wie sie fotografiert werden möchten, und es war mir eine Freude, im Rahmen der Ausstellung diese imposanten Orte und Werke der Industriekultur entdecken zu dürfen“, berichtete Matthias Koch am Abend der Vernissage.

Eine weitere Attraktion der Ausstellung ist das Modell des Oberhausener Gasometers, welches zentral angeordnet das größte Modell der Ausstellung ist und als einziges Modell frei steht –  und damit aus einem 360 Grad Blickwinkel betrachtet werden kann. Das Bauwerk ist ein imposanter Bestandteil der Industriekultur und wird schon seit langem als ästhetisches Objekt wahrgenommen. Friedrich Fuß, Bezirksbürgermeister in Dortmund, sagte thematisch abschließend am Abend der Eröffnung: „Die Skyline einer Stadt setzt sich immer aus Gebäuden zusammen – eine Skyline besteht aus Architektur.“

Kuratiert wurde die Ausstellung von Dr. Ruth Hanisch und Prof. Dr. Wolfgang Sonne von der TU Dortmund. Wolfgang Sonne, der auch wissenschaftlicher Leiter des Baukunstarchivs NRW ist, betonte zum Abschluss der Vernissage die gelungene Zusammenarbeit vieler engagierter Menschen, die die Ausstellung erst möglich gemacht habe – das wunderbare Zusammenspiel von Modellen, Texten, Fotografie und Grafik gebe hiervon Zeugnis.

Autorin: Melina Beierle / 28. September 2021

Die Ausstellung kann kostenfrei im Baukunstarchiv NRW in Dortmund besucht werden. Zur Ausstellung erschienen ist eine Mappe mit den 24 Fotografien von Matthias Koch und ein Film von Joschua Hohenbrink. Weitere Informationen: www.baukunstarchiv.nrw

Mitwirkende der Ausstellung „IMPULSE – Baukunst der Industriekultur“:

Ausstellungsarchitektur: mik ARCHITEKTUR
Druck: Klenke GmbH
Fotografie der Bauten: Matthias Koch
Grafik: BÜREAU – Raum für Gestaltung
Konzept: Baukunstarchiv NRW (Ruth Hanisch, Wolfgang Sonne), RVR, Referat Industriekultur (Timo
Hauge, Ulrich Heckmann, Martina Mehrwald-Balzer, Guido Pass)
Lektorat: logophil
Malerarbeiten: Jörg Ingenbleek
Modellbau: Modellbauwerkstatt der TU Dortmund (Dirk von Kölln, Luisa Katharina Marschner, Felix
Florian, Marie Grosse-Holz, Ronja Braun, Fabian Hauswald, Tobias Hugendick, Wiebke Vollmer)