Walter Brune, Erfinder der „Stadtgalerie“ und vielfach ausgezeichneter Architekt, ist im Alter von 95 Jahren verstorben. Der Architekt war Wegbereiter für die Gründung des Baukunstarchivs Nordrhein-Westfalen und mehrere Jahre Vorsitzender des Fördervereins für das Baukunstarchiv NRW. Berühmt wurde Walter Brune in den 1980er und -90er Jahren vor allem mit dem Bau der Kö-Galerie und der Schadow-Arkaden in Düsseldorf. Mit weiteren innerstädtischen Shopping-Malls wie der Heuvel-Galerie in Eindhoven (NL) und der Königs-Galerie in Kassel nahm Brune für die Entwicklung der Einzelhandelsarchitektur in Deutschland eine entscheidende Rolle ein.
Walter Brune wurde 1926 in Bremen geboren. Schon im Alter von 24 Jahren gründete er sein eigenes Architekturbüro. Zunächst war Brune für die Schwerindustrie tätig und baute Anfang der 1950er Jahre die Großzeche Franz Haniel sowie mehrere Kraftwerke. Ab Ende der 1950er Jahre entwarf er für den Konzern Karstadt über 20 Jahre lang Warenhäuser, errichtete in den 60er Jahren auch die Karstadt-Hauptverwaltung in Essen. Daneben realisierte er für andere Unternehmen zahlreiche Bauten für Handel, Industrie und Verwaltung. Für bedeutende Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Industrie entwarf Walter Brune repräsentative Privathäuser, die in internationalen Architekturmagazinen Beachtung fanden. Zeitweise war das Büro von Walter Brune eines der meistbeschäftigten Architekturunternehmen in Deutschland mit Niederlassungen in New York, Teheran, Kabul und Amsterdam. Mit Marcel Breuer war er beispielsweise an der Planung komplexer Entwicklungsprojekte der Weltbank beteiligt.
Bereits seit den 1960er Jahren investierte Walter Brune in eigene Grundstücke, bebaute und entwickelte sie – und baute so ein umfangreiches Immobilienunternehmen auf. Seit Anfang der 1980er Jahre war er gleichzeitig als Architekt, Entwickler, Consulter und Betreiber von innerstädtischen Einkaufszentren tätig, nachdem er in den 70er Jahren das Shoppingcenter RheinRuhrZentrum in Mülheim an der Ruhr geplant hatte. An diesem Bautyp eines nicht integrierten Einkaufszentrums auf einer ehemaligen Industriebrache erkannte er später, dass solche Konzepte einem „Ausbluten der Innenstädte“ Vorschub leisteten. Daraufhin entwickelte Brune das Konzept der „Stadtgalerie“, einer an die innerstädtischen Blockstrukturen angepassten Form einer multifunktional angelegten Einzelhandelsarchitektur, die er erstmals bei der Kö-Galerie in Düsseldorf umsetzte.
Einkaufszentren auf der grünen Wiese bekämpfte er fortan und setzte sich als „Stadtstreiter“ für die Erhaltung lebendiger Innenstadtzonen der Städte ein. Mit Büchern wie „Angriff auf die City“ (2006) oder der Streitschrift „Stoppt die Verödung unserer Städte durch Shopping und Outlet Center vor den Stadtgrenzen“ (2018) verlieh er seinen Ansichten noch im hohen Alter pointiert Ausdruck.
Walter Brune ist für seine Verdienste vielfach ausgezeichnet und geehrt worden, u. a. mit dem Verdienstkreuz am Bande und dem „urbanicom Preis“ für sein Lebenswerk. Die Architektenkammer NRW ist ihm in besonderer Weise verbunden, weil er sich als Vorsitzender des Fördervereins des Baukunstarchivs NRW in Dortmund mit großem Engagement und seinem Renommee für die Realisierung und dauerhafte Sicherung dieser zentralen Einrichtung zur Archivierung von nordrhein-westfälischer Architektur und Ingenieurbaukunst einsetzte. Wir halten sein Werk in lebendiger Erinnerung.
Ein Interview mit Walter Brune anlässlich seines 90. Geburtstags finden Sie hier.