„Elisabeth Brockmann hat mit ihrer Installation den Lichthof des Baukunstarchivs NRW hier in Dortmund in seiner Identität und Geschichte geachtet und gewahrt; und dennoch hat sie es geschafft, den Raum eigen und damit auch neu zu interpretieren.“ Mit diesen Worten zog Markus Lehrmann, Geschäftsführer des Baukunstarchivs NRW, am 24. April in Dortmund ein Fazit unter die sechswöchige Laufzeit des Ausstellungsprojektes „Drama, Raum und Licht“ der Düsseldorfer Künstlerin Elisabeth Brockmann.

Die Installation im Baukunstarchiv NRW hatte den Reinoldi-Lichthof des Baukunstarchivs NRW vom 15. März bis zum 24. April 2022 durch Einbringung von Farbfilterfolien auf das Glasdach in ein – je nach Sonnenstand und Lichteinfall – rötlich changierendes Licht getaucht. Rund 35 Teilnehmerinnen und Teilnehmer wollten am Tag der Finissage diese besondere „Raumphantasie“ noch einmal erleben.

Finissage der Installation

Blick in die Installation „Drama, Raum und Licht“ im Baukunstarchiv NRW, Foto: Alexander Vejnovic

„Die Installation zeigt, welche Wirkung Architektur und Kunst am Bau auch auf einen einzelnen Raum haben kann“, führte Geschäftsführer Markus Lehrmann weiter aus. „Sie hat unseren Lichthof über sechs Wochen regelrecht in einen Leuchtkasten verwandelt.“ Möglich wurde dies durch über 600 handgefertigte Rechtecke aus speziellen Filmfolien mit Farbfiltern im Glasdach des Baukunstarchivs NRW sowie durch 21 montierte Spiegel im Raum; sie versetzten den Reinoldi-Lichthof des Baukunstarchiv NRW in eine flammende Reflexion.

Wilko Austermann (Kurator MMIII Kunstverein Mönchengladbach) nahm anlässlich der Finissage im Lichthof des Baukunstarchivs NRW Bezug auf das Gesamtwerk Elisabeth Brockmanns, Foto: Detlef Podehl

Wilko Austermann (Kurator MMIII Kunstverein Mönchengladbach) nahm anlässlich der Finissage im Lichthof des Baukunstarchivs NRW Bezug auf das Gesamtwerk Elisabeth Brockmanns, Foto: Detlef Podehl

Wilko Austermann, Kurator MMIII Kunstverein Mönchengladbach, nahm anlässlich der Finissage Bezug auf das Gesamtwerk Elisabeth Brockmanns: „Die Fenster im Raum werden als Bildfläche genutzt. Diese Methode kennen wir auch aus früheren künstlerischen Arbeiten von Elisabeth Brockmann“. Häufig habe die Düsseldorfer Künstlerin mit Fotografien gearbeitet, die sie ästhetisch an Gebäuden drapierte, ergänzte Austermann. Er verwies unter anderem auf die Lichtinstallation „LUX“, die 2007 an der Fassade des Reiss-Engelhorn-Museums in Mannheim zu erleben gewesen sei. „Bei dieser Installation hier in Dortmund aber weicht die Künstlerin von ihrem bekannten Konzept ab. ‚Drama, Raum und Licht‘ lässt vielmehr die Farben im Raum klingen. Die Ausstellung zeigt einen Rhythmus: die Spiegel reagieren auf den Raum und auf seine Bewegungen.“ Interessant sei, dass auch die Besucherin und der Besucher selbst dabei zu einer Komponente des Kunstwerkes würden: „Ihre Bewegungen und ihr Standort im Raum bestimmen mitunter, wie sich die Installation wahrnehmen lässt.“

Prof. Dr. Wolfgang Sonne (l., Wissenschaftlicher Leiter des Baukunstarchivs NRW), Elisabeth Brockmann (Künstlerin) und Markus Lehrmann (Geschäftsführer Baukunstarchiv NRW) bei der Finissage der Ausstellung

Prof. Dr. Wolfgang Sonne (l., Wissenschaftlicher Leiter des Baukunstarchivs NRW), Elisabeth Brockmann (Künstlerin) und Markus Lehrmann (Geschäftsführer Baukunstarchiv NRW) bei der Finissage der Ausstellung „Drama, Raum und Licht“, Foto: Detlef Podehl

Die Installation im Baukunstarchiv NRW wurde im Verlauf der Präsentationszeit fotografisch dokumentiert und kann nun in dem anlässlich der Ausstellung erschienenen Katalog nachempfunden werden. Zusätzlich beleuchtet der Katalog das Lebenswerk von Elisabeth Brockmann (*1955), die neben der Installation „Drama, Raum und Licht“ auch für zahlreiche weitere bundesweite Kunstwerke in Form von Lichtinstallationen an und mit Gebäuden bekannt ist. Der Katalog „Drama, Raum und Licht“ zeigt die bisher breiteste Darstellung von Elisabeth Brockmanns künstlerischem Wirken, das mit einem Studium von 1974 bis 1981 im Fach Malerei bei Gerhard Richter an der Kunstakademie Düsseldorf begann.

Prof. Dr. Wolfgang Sonne (Wissenschaftlicher Leiter des Baukunstarchivs NRW) präsentierte den Ausstellungskatalog

Prof. Dr. Wolfgang Sonne (Wissenschaftlicher Leiter des Baukunstarchivs NRW) präsentierte den Ausstellungskatalog „Drama, Raum und Licht“ im gemeinsamen Gespräch mit der Künstlerin Elisabeth Brockmann, Foto: Melina Beierle/ AKNW

„Neben realisierten Projekten werden auch Entwürfe einzelner Kunstwerke gezeigt. Hintergrund dafür ist, dass letztlich beide Sorten von Kunstwerken gleichwertig für mich sind“, erklärte Elisabeth Brockmann auf der Finissage, bei der sie im Gespräch mit Prof. Dr. Wolfgang Sonne, dem Wissenschaftlichen Leiter des Baukunstarchivs NRW, den Katalog näher präsentierte. Zudem seien Texte und Abbildungen im Katalog voneinander getrennt, sodass die Bilder für sich stehen können. Der Aufbau orientiere sich eher an ästhetischen Gesichtspunkten und verfolge somit eine ganz eigene innere Logik. Und so scheint auch der Katalog ein eigenes Kunstwerk für sich, das die Fülle und Vielfalt von Elisabeth Brockmanns Schaffen präsentiert.

Ausstellungskatalog „Drama, Raum und Licht“ (Hrsg.: Markus Lehrmann, Wolfgang Sonne | 228 Seiten | 168 Abbildungen | 34,- EUR | ISBN: 978-3-86206-981-1 |Verlag Kettler | Verkauf im Baukunstarchiv NRW), Foto: Detlef Podehl

Ausstellungskatalog „Drama, Raum und Licht“ (Hrsg.: Markus Lehrmann, Wolfgang Sonne | 228 Seiten | 168 Abbildungen | 34,- EUR | ISBN: 978-3-86206-981-1 |Verlag Kettler | Verkauf im Baukunstarchiv NRW), Foto: Detlef Podehl

Übrigens: Auch nach Abschluss der Ausstellung bleibt dem Baukunstarchiv NRW ein Teil der Installation „Drama, Raum und Licht“ erhalten und schreibt somit die vielfältige Geschichte des Lichthofes und seines Glasdaches, das Weltkriege und Zerstörung erfahren musste, fort. In welcher Form Besucher*innen künftig einen Teil der „Raumphantasie“ erleben können, bleibt jedoch bis zur Veröffentlichung zunächst eine Überraschung.

Blick in den Ausstellungskatalog „Drama, Raum und Licht“ (Hrsg.: Markus Lehrmann, Wolfgang Sonne | 228 Seiten | 168 Abbildungen | 34,- EUR | ISBN: 978-3-86206-981-1 |Verlag Kettler | Verkauf im Baukunstarchiv NRW), Foto: Melina Beierle/ AKNW

Blick in den Ausstellungskatalog „Drama, Raum und Licht“ (Hrsg.: Markus Lehrmann, Wolfgang Sonne | 228 Seiten | 168 Abbildungen | 34,- EUR | ISBN: 978-3-86206-981-1 |Verlag Kettler | Verkauf im Baukunstarchiv NRW), Foto: Melina Beierle/ AKNW

Ausstellungskatalog „Drama, Raum und Licht“: Hrsg.: Markus Lehrmann, Wolfgang Sonne | 228 Seiten | 168 Abbildungen | 34,- EUR | ISBN: 978-3-86206-981-1 |Verlag Kettler | Verkauf im Baukunstarchiv NRW

Text: Melina Beierle