Internationale Fachexkursion, Förderpreise, Forschungsförderung und Stipendien: Die Gremien der Stiftung Deutscher Architekten (SDA) beschlossen auf ihrer Sitzung am 16. Mai im Baukunstarchiv NRW eine ganze Reihe attraktiver Projekte, mit denen der Berufsnachwuchs motiviert und gefördert werden soll.

„Der Austausch mit jungen Kolleginnen und Kollegen wird immer lebendiger und fruchtbarer“, zeigte sich Ernst Uhing, Vorsitzender des Vorstands der Stiftung Deutscher Architekten, in seiner Begrüßung überzeugt. Die Einführung der Junior-Mitgliedschaft in der Architektenkammer NRW sowie die „Sag JA* – Junge Planer“-Kampagne der Kammer trage dazu ebenso bei wie die vielfältigen Aktivitäten der Stiftung Deutscher Architekten. Der SDA-Vorstand tagte am 16.05.23 in Dortmund gemeinsam mit dem Kuratorium der Stiftung. Beide Gremien diskutierten die jüngsten Veranstaltungen und beschlossen neue Projekte für die kommenden Monate.

Stipendium: Karl Ganser und die IBA Emscher Park

Im Bereich der Förderung von Wissenschaft und Forschungsnachwuchs arbeitet Dr. Anna Kloke als Stipendiatin der SDA an ihrer Habilitationsschrift zum Thema „Karl Ganser und die IBA Emscher Park“. Anna Kloke gab einen Zwischenbericht über ihren Forschungsstand über das Wirken von Karl Ganser, dem Geschäftsführer der IBA Emscher Park (Kernlaufzeit: 1989 – 1999).

Dr. Kloke stellte insbesondere ein neues Buch über Karl Ganser vor, das sie anlässlich einer Fachtagung im Baukunstarchiv NRW mit Heiner Monheim und Uli Paetzel herausgegeben hatte. Deutlich würde in den zehn Fachbeiträgen des Buches, dass Karl Ganser schon sehr früh in seinem beruflichen Wirken über Strukturen und Weiterentwicklung von Planungsprozessen nachgedacht habe. „Das Planen der Planung hat Ganser in besonderer Weise ausgezeichnet“, so Dr. Kloke. Kennzeichnend für sein Wirken sei ein „perspektivischer Inkrementalismus“ gewesen: ein Ansatz, der ermöglicht habe, Projekte zu erproben und erst im Prozess das zugehörige Regelwerk zu entwickeln. Interessant sei auch, dass Ganser sich zeitlebens für einen aktiven Naturschutz eingesetzt habe. „Wichtig war mir, nicht nur zurückzublicken, sondern auch Perspektiven aufzuzeigen, die sich aus der Arbeit Gansers bis heute ergeben“, betonte Dr. Kloke. So sei vielen nicht bekannt, dass Karl Ganser noch bei der Entwicklung der „Kulturhauptstadt Ruhr“ maßgeblich involviert war. Auch die Bezüge zwischen IBA Emscher Park und IGA Ruhr 2027 wurden herausgearbeitet.

Als Vorsitzender der Stiftung dankte Ernst Uhing der Stipendiatin Dr. Anna Kloke für den Zwischenbericht zu ihrer Forschung „IBA – Karl Ganser“ – Foto: Christof Rose/Architektenkammer NRW

Internationaler Workshop

Vorstandsmitglied Prof. Rolf-Egon Westerheide blickte zurück auf den Workshop, den die SDA im Spätsommer 2022 auf der venezianischen Insel San Servolo durchgeführt hatte. Die junge Planergruppe habe vor Ort sehr intensiv gearbeitet. „Die unterschiedlichen Begabungen der Studierenden kamen dabei gut heraus. Es fand ein intensiver Austausch statt“, berichtete Westerheide, der die Gruppe als Dozent begleitet hatte.
Vorstand und Kuratorium bestätigten die positive Einschätzung, auch auf Grundlage von Rückmeldungen aus der Teilnehmerschaft. Es wurde beschlossen, einen weiteren Workshop in Venedig durchzuführen; ergänzend wurde angeregt, dann einen Austausch mit italienischen Studierenden anzustreben.

Förderpreise 2023/25

Die Verleihung des Förderpreises 2023 im Februar im Baukunstarchiv NRW wurde als lebendiges und inspirierendes Ereignis gewertet. Sarah Escher, Vorsitzende des Kuratoriums, formulierte als Ziel, die Zahl der Kandidatinnen und Kandidaten noch zu erhöhen. „Der Preis hat eine große Strahlkraft und Motivationskraft, sodass noch mehr davon profitieren könnten“, meinte Escher. Der Förderpreis soll fortgeführt werden. Nächste Ausschreibung wird der „Förderpreis 2025“.

Baukunstarchiv NRW

Die Stiftung Deutscher Architekten ist Gesellschafter des Baukunstarchivs NRW. Markus Lehrmann, Geschäftsführer des Archivs und der Stiftung, präsentierte einen Überblick über die jüngsten Aktivitäten des Baukunstarchivs NRW. „Wir werden in diesem Jahr Gastgeber für mehr als 100 Veranstaltungen sein“, prognostizierte Lehrmann. Auch die Zahl der in das Archiv aufgenommenen Nachlässe steige kontinuierlich an: Im Schnitt würden sieben bis zwölf Nachlässe im Jahr in die Sammlung integriert. Zudem gelinge es regelmäßig, für Ausstellungsprojekte Drittmittel zu akquirieren. „Es ist eine große Leistung, dieses Haus innerhalb weniger Jahre zu einer weithin bekannten Institution auf- und auszubauen“, lobte Vorstandsmitglied Ina Bimberg unter einhelliger Zustimmung von Vorstand und Kuratorium.

Neues „Hands-on“-Projekt: Mae Sot in Thailand

Auf Vorschlag der Vorsitzenden des Kuratoriums, Architektin Sarah Escher, beschlossen die Stiftungsgremien die Durchführung eines Entwicklungshilfeprojektes, das zugleich jungen Planerinnen und Planern Erfahrungen in der internationalen Kooperation und im Bereich des vernakulären Architekturschaffens geben soll. Anknüpfungspunkt ist ein Projekt des Architekten Jan Glasmeier in Mae Sot in Thailand, wo unter dem Label „simple architecture“ mit lokalen Kräften und heimischen Baustoffen Schulräume errichtet wurden. Angedacht ist eine Projektphase vor Ort von sechs Wochen, um einen Schulraum vollständig realisieren zu können und intensiv gemeinsam zu arbeiten. „Wir wollen den jungen Kolleginnen und Kollegen bei ihrer fachlichen Ausbildung, aber auch in der Persönlichkeitsbildung unterstützen“, erklärte der Vorsitzende der Stiftung Deutscher Architekten, Ernst Uhing.

Text: 5.6.23, Christof Rose