Das von der Architektenkammer NRW regelmäßig durchgeführte Treffen der nordrhein-westfälischen Gestaltungsbeiräte zeigte am 10. November im Baukunstarchiv NRW in Dortmund neue Perspektiven der Förderung von Baukultur durch Planerinnen und Planern auf. Es diskutierten Vertreter*innen der insgesamt 59 Gestaltungsbeiräte, die sich in Nordrhein-Westfalen vor Ort für Baukultur engagieren.

Bereits zu Beginn des Austausches stellte die Vizepräsidentin der Architektenkammer NRW Susanne Crayen fest: „Beiräte dienen zur Schärfung von Baukultur, und vor Ort kann diese am besten positiv beeinflusst werden.“ Dabei könne Nordrhein-Westfalen mit 59 Gestaltungsbeiräten auf die bundesweit höchste Anzahl an entsprechenden Gremien bauen. Dies sei nur durch eine konstante Arbeit aller Akteurinnen und Akteure möglich, betonte Prof. Rolf-Egon Westerheide, Vorstandsmitglied der Architektenkammern NRW und Moderator der Veranstaltung. „Baukultur braucht Kontinuität!“

Perspektive weiten!

An Architektur komme niemand vorbei, hob auch Prof. Kunibert Wachten in seinem Impulsvortrag hervor. Nach seiner Überzeugung aus langjähriger Mitwirkung in verschiedenen Gestaltungsbeiräten sollten sich die Beratungen der Gremien nicht ausschließlich auf einzelne Gebäude, sondern auch auf die Stadtentwicklung, Planungsprozesse, Planungskultur und strategische Entwicklungen erweitern. Eine Zusammenarbeit mit allen relevanten Akteuren der Stadtgesellschaft wie Verwaltung, Politik, Bauherrschaft und Bürgerinnen und Bürgern sollte dabei gewährleistet werden. Prof. Wachten unterstrich, dass zur professionellen Arbeit auch die Einrichtung einer Geschäftsstelle erforderlich sei, die behördlich verankert sein müsse – idealerweise in den Planungsbehörden oder Baurechtsämtern. Dies diene der Wertschätzung und dem gemeinsamen Ziel der Verbesserung eines Projektes sowie der Förderung der Baukultur auf lokaler Ebene insgesamt.

Bestand fokussieren!

Städtebauliche und architektonische Perspektiven für nachhaltiges Bauen und baukulturelle Qualität zeigte Architekt Jochen Weissenrieder aus Freiburg auf; sowohl theoretisch als auch an praktisch umgesetzten Projekten seines Architekturbüros. „Was wir planen und bauen, ist Erbe der nächsten Generation“, hob Weissenrieder die Bedeutung der Aufgabe heraus. „Wir müssen uns mit Werten befassen und Verantwortung übernehmen! Umbau muss dabei das Leitbild sein“, forderte Weissenrieder. Er warb für die Nutzung der grauen Energien, die im Gebäudebestand steckten, und für den Respekt vor Regionalität im Bauen und der Nutzung von Gebäuden. Durch den Abriss von Quartieren werden Kulturgut zerstört.

Impulsgeber und Impulsgeberin (v.l.): Simon Adenauer, Jochen Weissenrieder, Susanne Crayen, Prof. Kunibert Wachten und Prof. Rolf-Egon Westerheide.- Foto: Jessica Franke/Architektenkammer NRW

Nachhaltigkeitsziele berücksichtigen!

Die Berücksichtigung der Nachhaltigkeitsziele war auch im Rahmen des anschließenden Austausches aller Vertreter der Gestaltungsbeiräte ein wichtiges Diskussionsthema. Darüber hinaus wurden die Einbindung der Öffentlichkeit, die Ausgestaltung mobiler bzw. regionaler Gestaltungsbeiräte sowie die Rolle der Landschaftsverbände in diesem Zusammenhang besprochen. Einigkeit herrschte in der Einschätzung, dass Gestaltungsbeiräte einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Baukultur leisten und dass der konstruktive Austausch mit Politik, Verwaltung und Anwohnern eine Bereicherung darstelle. Der positive Effekt könne im Rahmen von Exkursionen zu den umgesetzten Projekten und in einer gezielten Kommunikation mit der Öffentlichkeit noch intensiver vermittelt werden.

Begrüßung von Susanne Crayen.- Foto: Julia Neuhaus/Baukunstarchiv NRW

Austausch fortsetzen!

Die Botschaft der anwesenden fachlichen und geschäftsführenden Mitglieder der nordrhein-westfälischen Gestaltungsbeiräte, die AKNW möge dieses Austauschformat weiterführen, wurde von Vizepräsidentin der Architektenkammer NRW, Susanne Crayen, und von Vorstandsmitglied Prof. Rolf-Egon Westerheide gerne aufgenommen.

Text: Simon Adenauer