Heinrich Tessenow ist in Dortmund herzlich willkommen“, sagte Prof. Wolfgang Sonne, der wissenschaftliche Leiter des Baukunstarchivs NRW, anlässlich der Vernissage zu „Heinrich Tessenow“ am 14. März im Baukunstarchiv NRW. Prof. Sonne begrüßte rund 140 Gäste im Gartensaal des Baukunstarchivs NRW zur Eröffnung der größten Ausstellung über den einflussreichen Architekten der Moderne. Die umfangreiche Ausstellung erstreckt sich vom Lichthof des Baukunstarchivs NRW über weitere Räume und Galerien und präsentiert in thematischen Kapiteln die vielfältigen Facetten von Tessenows Wirken.

Redner der Vernissage (v. l.): Ernst Uhing, Martin Boesch, Wolfgang Sonne und Hartmut Frank. – Foto: Melina Beierle/Architektenkammer NRW

Heinrich Tessenow (1876 – 1950) wird mit Wohnbauten für Arbeiter, Handwerker und Kleinbürger in Verbindung gesetzt, erläuterte der Kurator der Ausstellung, Prof. Martin Boesch. Das 1912 eröffnete Festspielhaus Hellerau in Dresden gehöre zu Tessenows bekanntesten Bauwerken. „Tessenows Denken und Wirken war von einer großen Bandbreite geprägt“, so Boesch. Die Ausstellung zeige im Lichthof „Projekte für die Stadt“, während im oberen Umlauf des Baukunstarchivs Stücke zum Themenfeld „Tessenows Häuser“ („Das große Haus und das kleine Haus“) sowie Werke zum Thema „Bauen in der Landschaft“ präsentiert würden, erklärte Martin Boesch.

Entwürfe von großer Klarheit

„Heinrich Tessenow gilt als einer der einflussreichsten Architekten der Moderne in Deutschland“, betonte auch Ernst Uhing, Präsident der Architektenkammer NRW, bei seiner Rede anlässlich der Ausstellungseröffnung. Mit seinen Hausentwürfen, in denen er eine ikonische Einfachheit entwickelte, habe Tessenow mehrere Generationen des Hausbaus geprägt, führte Ernst Uhing aus. Auch die großstädtischen Entwürfe seien durch „formale Klarheit“ geprägt gewesen.

Rund 140 Gäste besuchten die Ausstellungseröffnung. – Foto: Detlef Podehl

Mit einer Vielzahl von Zeichnungen, Modellen, Fotografien und originalen Werkstücken lässt die Ausstellung das architektonische Werk Heinrich Tessenows in seiner Vielfalt und Komplexität lebendig werden. „Wenn eine Ausstellung so groß aufgezogen wird, dann hat man natürlich Erwartungen als Besucher. Man würde gerne originale Modelle sehen“, sagte Kurator Martin Boesch, der auch als Lehrender an der Accademia di Architettura di Mendrisio arbeitet. „Jedoch ist Tessenows Archiv Ende des Zweiten Weltkriegs verbrannt – mit Plänen, Zeichnungen, Originalmodellen.“ Die meisten der in Dortmund ausgestellten Modelle mussten entsprechend neu angefertigt werden, was auch in Zusammenarbeit mit Studierenden erfolgte. „Damit das Wirken von Tessenow nicht in Vergessenheit gerät, habe ich Werke von Heinrich Tessenow in den Unterricht eingeführt“, erklärte Prof. Martin Boesch und führte aus: „Wir haben Tessenow-Projekte analysiert, untersucht und – ganz wichtig – mit Zeichnungen und Modelle anschaulich gemacht.“

Vielfältige Facetten einer einflussreichen Persönlichkeit

Die Ausstellung wurde bereits im Teatro dell‘architettura Mendrisio (Schweiz, 1. April – 17. Juli 2022) und im Stadtmuseum Dresden (27. Nov. 2022 – 29. Mai 2023) gezeigt. Ein Katalog „Heinrich Tessenow. Annäherungen und ikonische Projekte“ ergänzt Fachinformationen zu präsentierten Bauwerken und zu Tessenows Leben. „Über eine Vielfalt von Artikeln von über 30 Autorinnen und Autoren plus das Material über die Projekte ergibt sich ein erweitertes Bild von Tessenow. Der Mensch Heinrich Tessenow wird uns eindeutig nähergebracht“, erläuterte Kurator Boesch (Büro „Elisabeth & Martin Boesch Architekten“, Zürich) die von ihm herausgegebene Publikation.

Die Publikation Heinrich Tessenow. Annäherungen und ikonische Projekte“ (deutsche Edition) kann beim Verlag Hochparterre, Zürich erworben werden. Herausgeber des Buches ist Martin Boesch. – Foto: Melina Beierle/AKNW

Welche Bedeutung hat Heinrich Tessenow, haben seine Bauten, seine Schriften und seine Zeichnungen heute noch? „Den Reiz der Person ‚Heinrich Tessenow‘ können wir individuell auflösen und unser eigenes Urteil fällen“, resümierte der Architekturhistoriker Prof. Hartmut Frank in seiner Festrede zur Vernissage. „Dabei hilft diese Ausstellung in beeindruckender Weise.“ Prof. Frank regte die Besucherinnen und Besucher dazu an, die verschiedenen Facetten der Ausstellung und der Person Tessenow für sich individuell zu entdecken.

Portrait Heinrich Tessenow. Im Unterricht. Fotograf unbekannt. Archiv HTG.

Die Ausstellung ist noch bis zum 23. Juni 2024 in Dortmund zu sehen. Ein Rahmenprogramm zur Ausstellung wird zeitnah veröffentlicht.

Die Publikation kann online erworben werden: „Heinrich Tessenow. Annäherungen und ikonische Projekte“, Herausgeber: Martin Boesch; 532 Seiten, ca. 1500 historische und aktuelle Fotos, Abbildungen und Pläne sw und farbig, Hardcover. Deutsche Ausgabe bei Edition Hochparterre, Zürich. Italienische Ausgabe bei Mendrisio Academy Press / Silvana Editoriale, Milano.

Fotos: Melina Beierle/Architektenkammer NRW