In einem 1974 erschienenen Aufsatz merkte der Architekt und Stadtplaner Klaus Kafka an, es könne „nicht davon ausgegangen werden, daß die Formensprache der heutigen Architektur allgemeinverständlich ist – eine Tatsache, die häufig seitens der Bauherren und Architekten als Alibi dafür genommen wird, eben ‚gar nichts‘ auszudrücken.“ Klaus Kafkas eigene Architektur sollte anders sein: ausdrucksstark und stadtbildprägend. – Am 13. April 2024 wäre der 2011 verstorbene Planer 90 Jahre alt geworden. Sein Nachlass, darunter Modelle, Zeichnungen, Projektdokumentationen und eine umfangreiche Zeitschriftensammlung, wird im Baukunstarchiv NRW in Dortmund verwahrt.
1934 in Brünn geboren, studierte Klaus Kafka Architektur an der TH Braunschweig unter anderem bei Friedrich Wilhelm Kraemer, in dessen Büro er anschließend einige Jahre angestellt war. 1965 machte Kafka sich selbständig und gewann kurz darauf den städtebaulichen Ideenwettbewerb für die neugegründete Universität Dortmund. Nach dem Umzug nach Westfalen gründete er 1967 mit Günter Laskowski und Wolfgang Thenhaus die bis 1999 bestehende Büropartnerschaft LTK-Architekten. Der Schwerpunkt der Tätigkeit lag auf dem Entwurf von Verwaltungsgebäuden. Charakteristisch – und heute wie viele Bauten der Nachkriegsmoderne nicht unumstritten – sind der ehemalige Verwaltungssitz der Ruhrkohle AG in der Dortmunder City, ein zwölfgeschossiger Bau mit kohl-schwarz anmutender Fassade, und das Kreishaus in Schwelm, dessen brutalistischer Sichtbeton von der farbenfrohen Kunst Otto Herbert Hajeks durchdrungen wird. Eine andere Formensprache findet man bei den beiden großen Verkehrsbauten, die LTK-Architekten in Dortmund realisierten: die 1998 fertiggestellte Stadtbahnhaltestelle „Westfalenhallen“ und das Flughafenterminal aus dem Jahr 2000, die sich durch die Transparenz des verglasten Stahltragwerks auszeichnen. Zu den weiteren, zumeist aus nationalen und internationalen Wettbewerben resultierenden Projekten zählen das Gebäude der Fakultät für Maschinenbau an der TU Dortmund, die Bundesanstalt für Arbeits- und Unfallschutz, die Rathäuser in Gevelsberg, Hattingen und Langenfeld, die Hauptverwaltung der Westfälischen Provinzialversicherung in Münster und zahlreiche andere Büro- und Handelsbauten.
Daneben widmete sich Klaus Kafka dem Umgang mit historischen, denkmalgeschützten Bauten wie dem (nicht realisierten) Umbau des Düsseldorfer Ständehauses zum Landtag NRW oder der Restaurierung des Gewerkschaftshauses von Erich Mendelsohn in Berlin. 1976 wurde Klaus Kafka auf den Lehrstuhl für Entwerfen und Gebäudekunde an der TU Hannover berufen; als Gastdozent lehrte er in Istanbul und Graz. Er war unter anderem Mitglied des Förderkreises des Deutschen Künstlerbundes und der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung sowie Juror in mehr als einhundert Architekturwettbewerben. 2001 erhielt Kafka das Bundesverdienstkreuz.
Text: 15.4.24, Dr. Christine Kämmerer/Baukunstarchiv NRW