Faszination von Licht und Raum: Mit ihrer Installation „Drama, Raum und Licht“ präsentiert die Düsseldorfer Künstlerin Elisabeth Brockmann seit dem 13. März 2022 im Baukunstarchiv NRW ihr jüngstes Projekt. Mittels spezifischer, temporärer Eingriffe verwandelt sie den leeren Lichthof des Hauses in einen faszinierend leuchtenden Raum, in dem die Besucher selbst zu Agierenden und damit zum Teil der räumlichen Intervention werden. Im Gespräch erläutert Elisabeth Brockmann den Hintergrund zu ihren Arbeiten.

Portrait-E-Brockmann, Copyright: privat

Elisabeth Brockmann präsentiert bis zum 24. April 2022 ihre Installation „Drama, Raum und Licht“ im Baukunstarchiv NRW. – Copyright Foto: Privat

Elisabeth Brockmann, Sie haben mit künstlerischen Lichtinstallationen an Gebäuden bundesweit für Aufsehen gesorgt – vom Albertinum in Dresden bis zum Olympiaschwimmbad München. Wie kam es zu dem Projekt im Baukunstarchiv NRW?
Meine Arbeit nimmt seit vielen Jahren konzeptionell Bezug auf Architektur. Schon im Jahr 2009 habe ich über diese Beziehung mit einer Ausstellung im „Haus der Architekten“ in Düsseldorf einen anregenden Austausch mit der Architektenschaft erlebt. Der Vorschlag, im neuen Zentrum der Baukultur in Dortmund, dem „Baukunstarchiv NRW“, den Lichthof zu bespielen, hat mich gleich elektrisiert, weil mich dieser Raum schon fasziniert hat, als er noch Teil des Museums am Ostwall war. Die dramatische Geschichte dieses Hauses, und ganz besonders des Lichthofs, ist atemberaubend. Wie Phönix aus der Asche hat Leonie Reygers ihn nach dem Krieg unbeirrt wieder auferstehen lassen und darin die kurz zuvor noch verfemte Kunst gezeigt. Wenn ich jetzt das Herzstück des Museums aufleuchten lasse, ist das auch eine Hommage an diese famose Museumsfrau. Auch deshalb heißt die Inszenierung „Drama, Raum und Licht“.

Sie haben ursprünglich Malerei studiert. Wie kamen Sie zur Ihren (foto-)grafischen Lichtarbeiten?
Mein Lehrer Gerhard Richter hat wirklich alles versucht, mich an die Staffelei zu bringen – vergebens. Oder zum Glück, denn meine Leinwand ist der Raum. Oder die Fassade. Fassaden sind das Gesicht des Hauses. In der englischen Sprache wird diese Verbindung in den Wörtern face und facade offensichtlich. In meinen bekannteren Installationen sind Augen so in die Fassade integriert, als würde das Gebäude selbst seine Umgebung in den Blick nehmen. Oft fühlen sich Passanten gesehen und projizieren ihrerseits einen Ausdruck in das entstandene Bild. Und wenn das Bild leuchtet, ist es leichter, sich davon ergreifen zu lassen.

Was erwartet die Besucher*innen im Baukunstarchiv NRW?
Es geht mir da wie einem Krimi-Autor: Die Lösung wird noch nicht verraten. Nur soviel: Der Lichthof wird vollkommen leer sein. Aber er leuchtet! Und er spiegelt! Sie werden im Raum Bewegung sehen, wo keine ist, nur Ihre eigene.

Wie aufwändig war das Projekt „Drama, Raum und Licht“ im Baukunstarchiv NRW für Sie in der Vorbereitung?
Es war abenteuerlich! Wir haben die Deckenkonstruktion von oben mit speziellen Farbfiltern bestückt, wie sie in der Film-Industrie verwendet werden, weil da oben extreme Temperaturschwankungen herrschen und normale Folien dem nicht standhalten. Zudem wollte ich das besondere Kirchenfenster-Glühen der Farben, das man nur mit Film-Filtern hinbekommt. Dieses spezielle Material stammt von einer Firma in London, und da der Brexit die Auslieferung zum richtigen Zeitpunkt unsicher gemacht hat, wurden bis zur endgültigen Entscheidung, welche Farben es genau werden sollen, bestimmte Töne in ein Zwischenlager in Madrid gebracht, von wo wir sie dann schließlich pünktlich abrufen sollten. Doch als es soweit war, stellte sich heraus, dass ein Farbton nicht mehr produziert werden konnte, weil in der Zwischenzeit durch eine Corona-bedingte Hafensperrung in China die Lieferung des notwendigen Granulats nicht mehr klappte. Schließlich wurde der passende Farbton in Amerika gefunden, das war meine Rettung. Jedes der 693 Rechtecke im Glasdach wurde einzeln von Hand bestückt. Aufgrund der Statik konnten wir nur in der Horizontalen arbeiten und mussten uns in spezielle Sicherheitsgeschirre einhängen, um beim eventuellen Durchbrechen der Glasdecke nicht abzustürzen. Außerdem wurden 21 riesige Spiegel gefertigt, die genau in die Laibungen des Lichthofs passen mussten. Teile davon kamen ebenfalls aus China – wir waren ziemlich erleichtert, als das Material da war und auch noch passte.

Interview: Christof Rose

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, der nach Abschluss der Präsentation im Baukunstarchiv NRW – dann mit Bildern des Projektes in Dortmund – erhältlich sein wird. Weitere Informationen zu der Installation finden Sie hier.