Einen Stall für 500 Mastschweine mit angegliederter Schlachtung und Direktvermarktung zu entwerfen, und dabei neue Wege zu gehen – das war die Aufgabe für 66 angehende Architektinnen und Architekten im Sommer 2019. Zu dem Architektur-Wettbewerb hatten die Stiftung LV des Landwirtschaftsverlages (Münster) und das Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (Darmstadt) aufgerufen. Herausgekommen sind überraschende, oft auch innovative Entwürfe, von denen die besten noch bis zum 17. Juli in einer Ausstellung im Baukunstarchiv NRW in Dortmund vorgestellt werden.

Das Thema „Tierwohl“ wird heute in einer breiten Öffentlichkeit diskutiert. An das Planen und Bauen im landwirtschaftlichen Bereich und insbesondere in der Zucht von Nutztieren werden entsprechend neue, höhere Anforderungen gestellt.

Die gemeinsame Auslobung eines Studierendenwettbewerbs durch die Stiftung LV im Landwirtschaftsverlag Münster und das Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) zielte darauf ab, neue Baukonzepte für eine moderne tierwohlgerechte Schweinehaltung zu entwickeln – und die öffentliche Diskussion über das Verhältnis von industrieller Zucht und Tierwohl voranzubringen.

Die Ausstellung „Architektur für Schweine. Vom Stall zur Theke: Tierwohl bis zum Ende gedacht“ im Baukunstarchiv NRW zeigt die besten Entwürfe, Bauzeichnungen, Lagepläne und Modelle. Ganz neu ist die Grundsatzthematik dabei nicht: Schon vor 100 Jahren haben sich einflussreiche Architekten wie Hugo Häring (1924) und Walter Gropius (1967) mit dieser Bauaufgabe befasst; auch wenn ihre Entwürfe für den Schweinestall auf Gut Garkau (Häring) und den Palazzo RoRo (Gropius) nicht realisiert wurden.

Der Wettbewerb

Neue Konzepte einer tierwohlorientierten Schweinehaltung sind gefragt und könnten wegweisend für die Zukunft sein. Das Motto des Wettbewerbs lautete: „Vom Stall bis zur Theke – Tierwohl bis zum Ende gedacht“. Nach wie vor gehört Schweinefleisch für viele Bundesbürger*innen fest in den Speiseplan. Wie die Tiere gehalten werden, ist vielen dabei nicht mehr egal. Gesellschaft, Politik und auch Landwirte diskutieren zunehmend Haltungsformen mit höheren Tierwohlstandards, bei denen die Tiere beispielsweise mehr Platz und Zugang zu unterschiedlichen Klimazonen erhalten. Gleichzeitig entstehen dadurch Zielkonflikte von Tierwohl und Umweltschutz, denn bei der Haltung mit Ausläufen sind höhere Emissionen zu erwarten.

Die Stiftung LV im Landwirtschaftsverlag und das KTBL schrieben im Sommer 2019 einen Ideenwettbewerb für Architektur-Studierende aus. Die Nachwuchs-Planerinnen und -Planer waren aufgerufen, völlig frei von reglementierenden Vorgaben einen Schweinestall für 500 Mastschweine mit angegliederter Schlachterei und Vermarktung zu konzipieren. Es beteiligten sich 66 Studierende der vier Hochschulen TU Braunschweig, TU Darmstadt, TU München und Universität Stuttgart. Nur wenige der interessierten Architekturstudenten hatten zuvor einen Bezug zur Landwirtschaft oder einmal einen Stall von innen gesehen. Im Vorfeld des Wettbewerbs wurde deshalb ein dreitägiger Workshop in Münster durchgeführt.

Im Oktober 2019 wurden dann die eingereichten Entwürfe von einer Jury aus Fach- und Sachpreisrichtern bewertet. Die Preisverleihung fand im Januar 2020 im AEDES Architekturforum in Berlin statt.

Die Ausstellung

Das Baukunstarchiv NRW in Dortmund präsentiert die besten Ideen aus dem Wettbewerb. Das Forum gibt Einblicke in die Typologie von Ställen und Schlachthäusern, setzt sich mit dem Verhältnis von Mensch und Nutztier auseinander und präsentiert Ideen für Bauernhöfe mit Schweinehaltung und -verarbeitung sowie Direktverkauf anhand von Zeichnungen und Modellen der prämiierten Entwürfe des Ideenwettbewerbs.

Ausstellung „Architektur für Schweine“ im Baukunstarchiv NRW. – Foto: AKNW

Ausstellungszeitraum: 3.6. – 17.7.2022, Gartensaal. Infos zur Ausstellung „Architektur für Schweine“ im Baukunstarchiv NRW finden Sie auch hier.

Text: Christof Rose/ Architektenkammer NRW                          

Video zur Ausstellung

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