„Beinahe überall stehen Autos herum – vor Gebäuden, am Straßenrand, auf dem Stadtplatz. Das Industrieprodukt ‚Automobilität‘ ist zwangsläufig mit dem Stadtraum verbunden“, erklärte Peter Eingartner bei der Vernissage zu seiner Ausstellung „Peter Eingartner – Autobilder. Bleistiftzeichnungen von Automobilen im gebauten Kontext“ am Abend des 12. Januar im Baukunstarchiv NRW.

 „Gleichwohl ist mir bewusst: Diese Autos mitten in der Stadt, das findet nicht jeder unbedingt schön“, so der Berliner Architekt und Künstler weiter. In 24 Bleistiftzeichnungen dokumentiert Peter Eingartner in der Ausstellung, wie Autos weltweit das Stadtbild beeinflussen können; möglichst präzise und ohne weitere Wertung. Seine Originalwerke werden nun bis zum 19. Februar 2023 im Gartensaal des Baukunstarchivs NRW in Dortmund präsentiert.

Peter Eingartner vor seinen Zeichnungen im Gartensaal des Baukunstarchivs NRW – Foto: Melina Beierle/Architektenkammer NRW

Weltreise per Bleistift

Von Berlin über Monschau bis Hong Kong und Portland: alle Zeichnungen von Peter Eingartner stellen dar, wie sich Automobile und Orte gegenseitig beeinflussen. Dabei geben oftmals nicht nur die Bauten Hinweise auf den Standort des Motives, sondern teilweise auch landestypische Automodelle. Vermerke am Bildrand der ausgestellten Zeichnungen lösen dann auf, welcher Stadtraum als Vorlage für das Werk diente.
Die Anordnung der Zeichnungen im Baukunstarchiv NRW erfolgt chronologisch; der Betrachter kann die Bilder in Form eines Rundgangs entdecken. Zeichnung eins stammt aus dem Jahr 2017 und zeigt dabei ein „Hypermobil auf Opel-Bedford-Blitz-Basis“, das im Hansaviertel in Berlin-Mitte dokumentiert wurde – Eingartners erstes Werk zu der Reihe. Die letzte Zeichnung der Ausstellung präsentiert einen „Suzuki Jimny“ in Siena (2021). „Durch den Rundgang im Gartensaal können Sie so auch meinen Stil des Zeichnens über die Jahre hinweg verfolgen“, erklärte Eingartner bei der Vernissage im Künstlergespräch mit Prof. Wolfgang Sonne, dem wissenschaftlichen Leiter des Baukunstarchivs NRW.

Künstlergespräch: Prof. Dr. Wolfgang Sonne (Wiss. Leiter des Baukunstarchivs NRW, l.) befragte Peter Eingartner

Einfluss des Autos auf das Stadtbild

„Zahlreiche Ansichten auf Städte sind uns zur heutigen Zeit nur in der Verbindung mit Autos bekannt“, erklärte Peter Eingartner. Dass Autos dabei das Stadtbild beeinflussen, sei für ihn offensichtlich. „Automobilitäten können ganz deutlich den Gesamteindruck verändern, den ein Mensch von einer Stadt oder einem öffentlichen Raum hat“, ergänzte der Berliner Architekt, für den das Auto in der Stadt aber durchaus ein spannendes Objekt darstellt. „Während Gebäude über einen längeren Zeitraum statisch sind und unverändert bleiben, bewegen sich die Autos in der Stadt. Andere Automodelle, die in der Stadt sind, sogar verschiedene Parkpositionen, die eingenommen sind; das alles hat Einfluss darauf, wie wir Städte und Räume wahrnehmen. Diesen Reiz wollte ich in meinen Werken dokumentieren und somit einen neuen Blick auf unterschiedliche Orte geben.“

Vom Foto zur Zeichnung

Als Vorlage zu seinen Zeichnungen nutzt der Künstler Fotografien, die er auf privaten Reisen aufnimmt. Bevor er zu zeichnen beginnt, betrachtet er die Fotos im Schwarz-Weiß-Modus. „Das gibt mir die Möglichkeit, weitere Details wahrzunehmen, die in einer Farbfotografie untergehen könnten“, verriet Eingartner über seine angewandten Arbeitstechniken. Auch technische Hilfsmittel, so beispielsweise digitale Kartensysteme, könnten ihm im Nachgang der Reisen helfen, die Orte, die er bereits besucht und fotografiert hatte, Revue passieren zu lassen und sie besser zu verstehen.
Auf die Nachfrage, warum das Medium der Zeichnung gewählt wurde, erklärte Peter Eingartner: „Die Zeichnung gibt den Raum, Details näher wahrzunehmen, die in Fotografien oftmals übersehen werden. Vor allem das ‚Objekt Auto‘ wird in Fotos schnell von Menschen eher ausgeblendet. In meinen Zeichnungen sticht es aber prägnant hervor.“
Außerdem gebe ihm die konzentrierte Auseinandersetzung mit den Gebäuden in seinen Zeichnungen auch immer einen neuen Blick auf die Architektur in unterschiedlichen Ländern. „Durch das Zeichnen entsteht durchaus eine neue Sensibilität bei der Wahrnehmung der abgebildeten Gebäude.“ Dies sei auch für ihn als Fachmann, der in Berlin ein Architekturbüro führt, eine spannende Erfahrung.

Blick in die Ausstellung. – Foto: Melina Beierle/ Architektenkammer NRW

Zeichnungen im Buch

Die abgeschlossene Reihe „Autobilder“ zeigt Peter Eingartner auch in einer Publikation, in der alle 24 Zeichnungen präsentiert werden und in die weitere Texte und Fotografien eingebunden sind. Dabei werden auch die abgebildeten Orte sowie die zu sehenden Automobilmodelle benannt. ISBN: 9783000697161. Bestellung über: peter@eingartner.net.

„Peter Eingartner – Autobilder. Bleistiftzeichnungen von Automobilen im gebauten Kontext“. Eine Ausstellung im Baukunstarchiv NRW (Ostwall 7, Dortmund). Laufzeit:13.1. bis 19.2.2023. Informationen zur Ausstellung auch hier.

Text: Melina Beierle